
Ihr kennt die satirischen Kommentare zu Politik und Wirtschaft, kennt die Theaterprojekte, kennt die Thrillerkrimis so und so. Neu und praxisbewährt darf ich auf dieser Seite von einer Verlobungsvariante erzählen, besser noch, einem Verlobungsplan – perfide in den Details, verheerend in der Wirkung. Denn eines muss von Anfang an klar sein: Verlobung ist Krieg!
Codename: Operation Winterhaube
Operationsziel: Freundin im Winter unter die Haube bekommen (Verlobung als Eheversprechen)
Opersatonszeitraum: 3. Novemberwochende
Aber der Reihe nach. Zuerst einmal die grundsätzliche Frage:
Warum überhaupt sämtliche Ersparnisse für eine ausgefalleneVerlobung zusammenkratzen?
Im Grunde obliegt die Organisation sämtlicher partnerschaftlichen Anlässe wenn nicht zur Gänze, dann zu mindestens 50 % der Frau. Man(n) denke hier an Hochzeiten, Taufen, Geburtstage etc. Und sein wir uns ehrlich, das ist auch gut so. Auf einer typisch männlichen Hochzeit würde es vor heißen Exen und solchen die es hätten werden sollen nur so wimmeln. Die unglücklich verheiratete Frauengattung Marke „ach-hätte-ich-doch-führer-erkannt-dass-wäre-ich-nicht-mit-einem-mittellosen-Vollpfosten-der-fast-Fußballprofi-geworden-wäre-zusammen-und-hätte-mich-nicht-drei-mal-schwängern-und-somit-vom-Markt-nehmen-lassen“ wäre überrepräsentiert. Schließlich würden wir ihnen unter die Nase reiben wollen, wen sie damals für ihren geistigen Tiefflieger aufgegeben haben. Motto: Look at me now, BITCH! Abgesehen davon würde sich eine männliche Hochzeit zu 80 % in den Casinos von Nevada und/oder Macau abspielen. Soll heißten, falls nicht sämtliches Geld am Vorabend beim Chinese-Poker-Event den Besitzer gewechselt hat, würde ein fetter Elvis mit Latinoakzent eine Trauungszeremonie leiten, an die sich die ausnahmslos männlichen Partygästen nach einer Nacht voller Nutten, Alkohol und Koks so und so nicht mehr erinnern wollten. Es ist demnach gut und familienfördernd, dass Frauen die Organisation dieser Dinge übernehmen.
Die Verlobung bleibt somit das einzige hochemotionale Event, an dem MANN zeigen kann, was er drauf hat, wenn er es denn möchte. Faktisch ist es der einzige Anlass, der ausschließlich dem Pärchen gewidmet ist. Keine Eltern, Kinder, Verwandte, nicht einmal auf Freunde muss man Rücksicht nehmen. Dazu die nicht in Geld aufzuwiegende Möglichkeit am eigenen Legendenstatus zu feilen. Auch wenn die Hochzeit ein Desaster und die darauffolgende Ehe in die Brüche gehen sollten (was statistisch höchstwahrscheinlich ist) – die Erinnerung an die „perfekte“ Verlobung bleibt ein ewiges Leuchtfeuer im Herzen der Frau. Und weil Frauen in Sachen Herz-Seele-Geist-Balance gänzlich besser gepolt sind, kommt eine perfekter Antrag einer emotionalen Entjungferung gleich. So einfach ist das! Der Weg in den Himmel führt über die Frau und das vollkommen ohne Sprengstoff. Vor allem aber ist es die Möglichkeit in einen Abend all das zu packen, dass wir sonst nie ausdrücken könnten. Damit meine ich das ganzen Grönemeyer-Naidoo-Gefühlsding. Und ja, die schwülstige Worte sind dabei komplett verzeichtbar solange nur die Tat überzeugt. Deswegen, nicht lange quatschen, anpacken!
Bevor man(n) also in die Schlacht zieht, muss der persönliche Istzustand erhoben werden. Was ist finanziell möglich? Was organisatorisch? Was zeitlich? Die ersten zwei Komponenten sind meist miteinander verknüpft, letzteres zu vernachlässigen (eine Verlobung über mehrer Wochen? Eher nicht!). Sind die Dinge erstmals geklärt wird es komplizierter.
1. Feindanalyse – Istzustand
Persönliches: Was wusste ich über die Zielperson? Das künftige „Opfer“ befand sich zum angedachten Verlobungszeitpunkt seit 8 Jahren, 6 Monaten und 3 Tage in einer Beziehung. Über eine zukünftige Eheschließung herrschte zwar prinzipieller Konsenz doch sollten zuerst Umzug, Kinder etc. bewerkstelligt werden. Verlobung demnach nicht von 2019. Bis dahin würde sie sich (Wink mit dem Zaunpfahl) im regelmäßigen Konsumieren von nervtötenden Hochzeitsformaten (Gipsy Wedding, 4 Hochzeiten und eine Traumreise etc.) üben. Das Persönlichkeitsprofil zeigte einen herzenswarmen, lebensfrohen Menschen, der durchaus um Kontrolle bemüht ist. So nach dem Motto – „Spontanität ist ja fein, solange sie gut geplant ist“. Wir sprechen von einer Frau, die 10 Tage vor Urlaubsbeginn das erste Mal ihre Koffer packt nur um sie 8 Tage vor Reisantritt wieder umzupacken, was sich bis 5 Stunden vor Abreise in immer enger werdenden Zeitabständen wiederholt. Am Ende hat sie dennoch a) zu wenig und b) die falsche Kleidung eingepackt. Und das obwohl die heimischen Kästen geleert sind, die Koffer platzen und das Auto berstet. Für mich ists Stress, für sie „Vorfreude“. Ihre Schmuckpräferenz ist ein Mix aus „hochwertig-edel-konservativ“ dazu allerdings gerne eine moderne Note. Was im Übrigen für Hotelzimmer genauso wie Taxis gilt. Unabhängig davon, dass dies im konkreten Alltagsfall leider zu selten (bis gar nicht) möglich ist/war gilt selbiger Qualitätsanspruch natürlich für jede Art von Dienstleistung (Friseur usw.) Damit stellte sich die Frage: Womit könnte ich das Zielobjekt treffen?
Wer die Träume seines Partners erahnen möchte, muss nur wissen, was er hasst!
Als Orientierungshilfe bieten sich beispielsweise die täglichen Kritikpunkte an! Wo nörgelt das Weibsbild? Was bringt sie (ob gerechtfertigt oder nicht) auf die Palme? Aus den so gewonnen Erkenntnissen muss nur der Umkehrschluss gezogen werden und schon ist man mitten in der „perfekten“ Frauenwelt angekommen. Konkret – was nervt meine Holde? Wiederholungen! Wenns eine Sache gibt, die meine Partnerin nicht ausstehen kann – dann Wiederholungen. Die xte Filmwiederholung, den 100sten Lokalbesuch der selben Location (was am Land schwierig zu vermeiden ist) oder eben den 2ten Heviz-Besuch (ungarischer Kurort) innerhalb eines Jahres. Vor allem aber wenn ich nicht zuhöre, ich tausendmal Wiederholtes (auch den Subtext davon) entweder nicht mitbekomme oder – was öfters vorkommt – gekonnt ignoriere. Sie hasst es. Genauso wie den Umstand, dass ich allgemein nicht gerade Räder schlage wenn es heißt „wir sollten wieder einmal weg fahren“.
Meist Standartantwort ich auf derartige Vorschläge lautet dann ungefähr so:
Geh bitte! Ist doch nur teuer und stressig…..also mehr als eine kleine Pension ist aber nicht drin…und wer soll denn auf den Hund schau’n?…ne lass ma, muss ja nicht sein…bleiben wir doch zuhause…wir brauchen so etwas nicht!
Sie hasst es. Hinzu kam, dass sie felsenfest davon überzeugt war, dass ich nicht zu „Hollywood-Romantik“ fähig wäre. Ein Vorurteil! Möglicherweise darin begründet, dass mir Rosamunde Pilcher Filme furchtbar auf die Nüsse gehen und ich nie müde wurde, das zu betonen. Warum bei Inga Lindström Gehirnkrebs riskieren, wenn man zu „Alien vs. Predator“ entspannen kann? Tsss….Frauen eben. Dennoch, für Operation Winterhaube – ein strategischer Vorteil. Sie würde mich so maßlos unterschätzen, dass sie ihren Antrag nie und nimmer antizipieren könnte.
Langsam reifte ein perfider Plan in mir heran……
(c) Michael Nehsl