Morgens, 08:30 in meiner Pfarre

drogenphotorangl

Bin gerade aufgewacht, hab die Mola weggedrückt, die Boxershort behelfsmäßig übergezogen. Danach, am Weg zur Toilette, direkt zu meiner ÖMKM, der Österreichischen-Malz-Kaffee-Maschine. Das Höllending ist mir zugeteilt worden. Wie gnädig! Edith wartet bereits. Seltsam. Nicht nur, dass ich seit 8 Jahren keinen richtigen Espresso getrunken hatte – den hatte man gleich zu Beginn abgeschafft. Dennoch hat sich nicht alles Offensichtliche verändert. Edith zum Beispiel. Damals wie heute äußert sie sich stets erbost über die Konturen meines Bischofstabs…

>Aber Monsignore, Sie können doch nicht…<

Ich lasse die Aufforderung unkommentiert. Denke mir meinen Teil. Alles kann ich, tu‘ ich. Fast alles. Doch dürfen tu‘ ich verdammt wenig. Sagt mein Chef. Nicht der große, nein, der kleine spießige Glatzkopf, im nationalen Religionsamt! Was solls, denke ich,  mir egal, solange der Colt im Halfter steckt….was juckts die Eiche wenn sich der Eber an ihr reibt….oder…….obwohl….Reibungspunkte gabs in den letzten Jahren genug…hat sich einiges hier getan.,..nicht nur in Straden….im ganzen Land… Merda, jedefalls nehme ich mir ein paar Genussblüten aus der Teebox und dreh mir erstmals ein schönes Gerät – lang & kräftig, zukunftsträchtig.

Was bleibt denn sonst noch? Zigarren fielen der NRN, der „Nationalen-Reinheits-Norm“ zum Opfer, Wein stand nur den Eliten zu, meine monatlichen Biermarken hatte ich verbraucht und der Schwarzmarktvodka aus Russland machte nachweislich blind. Nichts war geblieben wie es war. Ein Hohn, zumal sich die Schafe genau danach gesehent hatten. Nach dem Wahlsieg der rechten und rechten Hand des Teufels war kein Stein auf dem anderen geblieben. Begonnen hatte alles mit dem Austritt aus der Europäischen Union. Die Propaganda hierfür (Gratisführerschein, Heizkostenzuschuss, 16tes Gehalt) hatte, genauso wie das spätere Eregnis, an die Volksabstimmung 1934 im benachbarten Germanien erinnert. War kein großer Aufreger, Hauptsache der Stillstand war vorbei und alles blieb beim Alten. Der nach dem Vorbild des US-Präsidenten benannte ‚Trampelgürtel“, eine 15 Meter hohe Mauer an Österreichs Südostflanke, war beinahe fertiggestellt. Ein Symbol nationaler Homogenität wie es vom NORF, dem „Neue Österreichische Rechtsfunk“, beinahe täglich bejubelt wurde. Die Live-Berichte vom Mauerbau hatten Hollywood-Sitcoms im Fernsehen abegelöst. Die Zionisten von Big Bang Theorie & Co waren zwar keine subversiven Elemente im Sinne der nationalen Gesetzgebung aber Freunde eben auch nicht. Na egal, dann eben „Hader-Filme! Und überhaupt, laut NORF war der Immigrantenzustrom aus östlichen und Balkanländern zum Erliegen gekommen – Jubelmeldungen, die alles Andere in den Schatten stellen!

Moscheen gibts derweilen keine mehr. Wozu auch? Statt zu beten, zu fressen und sich über Gebühr zu vermehren, sind arbeitsfähige Muslime österreichweit in der Bauwirtschaft tätig. Deswegen sind die Österreicher zweiter Klasse, meist ÖZKis genannt, zu einer beliebten Volksgruppe aufgestiegen. Eigene Stadtviertel waren gar für sie gebaut worden und nach 3 Jahren Arbeit in der ÖGG, der Österreichischen-GAU-Gesellschaft, durften sie das Land verlassen. Oder bleiben. Was niemand tat. Wichtig, so der Nationalführer im Fernsehen, war einzig und alleine, dass diese Menschen gerne einen Beitrag für Lebensmittelmarken, Reisefreiheit und soziale Sicherheit leisteten. Deswegen auch die Beliebtheit. Malzkaffee hin oder her. Von Belang ist nur, dass sich hierzulande wieder alle sicher fühlen. Zumindest die Arbeitslosen, die im NGGS, dem „National-Germanischen-Grenzschutz“ untergekommen waren. Der große Rest lebte, das war sicher, von Lebensmittelmarken. Doch selbst mit dem Verlust ihrer Jobs, Gütertausch war ohne Ausnahmegenehmigung des Ministeriums für Handelssicherheit nur regional gestattet, hatten sich die Menschen nahezu protestlos abgefunden. Verständlich, galt man doch schnell als vaterlandsuntreu. Was wiederum auf Listen vermerkt wurde!  Stand man erstmals auf dieser Liste, konnte man sich einen Job abschminken. Das Arbeitspatriotenamt, kurz APA, vergab die wenigen Planstellen in der verstaatlichten Wirtschaft ausschließlich an GSÖN, an Germanisch-Stämmige-Österreicher-und-Nationale. Eine andere von vielen Listen, aber eine der wenigen, auf der man stehen wollte.

Aber, und das beruhigte mich, nicht alles war besser geworden. Merda! Beispiel Kaffee! Die verdammte Edelweißpartei hatte allen Ernstes den Import von Kaffeebohnen verboten. Weil sie, sage und schreibe, zu schwarz waren oder wie es im Fachjargon hieß, nicht dem Reinheitsgebot entsprachen. Ich nahm einen Zug, sah weißen Rauch aufsteigen und überlege, wie lange ein Mensch Malzkaffee trinken konnte ohne dem Genusskrebs zu erliegen oder sich gleich vom nächsten Kirchturm zu stürzen!? Wenigstens habe ich drei davon! Kirchtürme – God save Straden! Leider nur ein frommer Wunsch. Dem Herrn scheint ganz Österreich am Allerwertesten vorbeizugehen. Siehe 2016! Hätten die Bundespräsidentschaftswahlen mit dem ersten Wahlgang geendet, wär‘ mir der Schmarrn erspart geblieben aber so…….

….packt mich etwas….rohe Gewaltanwendung….nur verschwommen nehme ich eine mit Altersflecken bedeckte Hand war….iiiiihhhh…ein kurzer Ekelanfall…ich liege wieder in meinem Bett…samt Mola, bekomme den Geruch von Espresso in die Nase…..bin verwirrt…..bis Edith spicht:

>Guten Morgen Herr Prälat!>

Meine Edith! Meine Retterin! Vorbei der (Alb)Traum, Beginn der Predigt, es gibt Hoffnung, es gibt Espresso – Gott sei Dank dem Herrn!

Dein / Euer

Prälat Mauritz Rangl

 

 

 

 

(c) Foto: Gerald FLOR

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