Kurz vor den Wahlen gelang es Prälat Mauritz Rangl die Hofburgkandidaten Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer für ein Doppelinterview in den Stadner Gottespalast zu locken. In seltener Offenheit präsentieren sich beide dabei authentisch, herzlich und volksnah. Nur das Angebot zur Beichte wurde ausgeschlagen. Die Kandidaten wollen dies aber im Anschluss an die geschlagene Wahl nachholen. Ing. Norbert Hofer ließ zu dem Zwecke schon einmal seinen Säbel hier, während Universitätsprofessor Van der Bellen zwölf Stangen Marlboro orderte.
RANGL: Willkommen meine Herren. Danke, dass Sie für dieses Doppel-Interview Zeit gefunden haben.
HOFER: Immer gerne Hochwürden! Wissen Sie, ich sage immer, dass der Bürger, immer, nie selten, ein Recht darauf hat, nimma von den Mainstream-Medien informiert zu werden. Der Lügenpresse, auf die Fresse – deswegen bin ich hier.
VdB: Wo kann man hier Zigaretten kaufen?
RANGL: Im Gasthaus gegenüber. Wo wir gerade dabei sind, wie gedenken Sie im Falle eines Wahlsiegs die österreichische Wirtschaft zu fördern?
VdB: Tabak. Als Professor der Volkswirtschaft, Universalgelehrter, vor allem aber als Obmann von Philip Morris Europe sehe ich im flächendeckenden Tabakanbau die vielleicht größte Zukunftschance. Stellen Sie sich vor, tote Landstriche, wie das Burgenland zum Beispiel, könnten so komplett re-agraisiert werden. Das ist nicht nur als Export-Chance zu sehen, sondern auch als Konjunkturpaket für den gesamten Binnenmarkt.
HOFER: Da sieht man wieder, wie verrückt der Professor ist. Was soll das denn dem Bienen-Markt bringen? Blinden Aktionismus nenne ich das. Ich hingegen kann den Imkern schon heute komplette Säuberungslösungen anbieten. Im Detail geht’s da um flächendeckende Umsiedlungsprogramme für ganze Völker. Neuen Lebensraum sozusagen. Und dabei spreche ich bewusst nicht nur vom Burgund.
RANGL: Es sind harte Zeiten dieser Tage! Den Menschen fehlen Hoffnung und Glaube. Zeitgleich werden die Probleme immer komplexer, jede Antwort wirft neue Fragen auf – wie oder womit wollen Sie den Menschen Halt geben?
VdB: Mit einer Bildungsreform. Jeder Österreicher und Innen sollte zumindest die lebenslange Pflicht einer Honorarprofessur haben. Unabhängig davon wie mickrig die Wähler und Innen in Sachen Oberstubenvolumen ausgestattet sind. Das ist alles Schall und Rauch. Denn eines habe ich in meinem sehr, sehr, sehr langen, 100 % nichtraucherfreien Leben gelernt: Unterrichten oder vernichten – das ist hier die Frage!
HOFER: Ich mag in diesem Zusammenhang das Wort „Identität“. Da steckt identitär drinnen, und die mag ich wirklich. Den Unzufriedenen sag‘ ich immer – lests ÖSTERREICH. Da steckt „Reich“ drin. Und wer in so einem Reich lebt, der kann immer heim kommen, der wird auch nie führerlos sein. Vor allem aber nicht arm. Deswegen spare ich persönlich, wie mein Herr Papa schon, in Reichsmark.
RANGL: Das bringt uns zum Thema Sicherheit. Ob Kriminalität oder schlicht die Angst vorm Arbeitsplatzverlust, gibt es so etwas wie Sicherheit überhaupt noch?
VdB: Ganz ehrlich, Sicherheit ist überbewertet. Wissen Sie noch als wir in Nomadengruppen durch Eurasien zogen? Das war vor Ihrer Zeit aber ich war ja dabei! Damals, in meiner Jugend, hat niemand von Sicherheit gesprochen. Wir waren frei, meist nackig, und immer kurz angebunden. Und das war keine schlechte Zeit, das sage ich Ihnen. Lieber dann und wann einen Stammeshäupl an einen Braunbären verlieren als die Freiheit per se aufzugeben.
HOFER: Sicherheit? Sie werden sich noch wundern, wie sicher ich unsere Ostmark mache. Ob Meinungsumfragen, Knittelfeld oder andere Volksabstimmungen – die werden nach ungarischem Vorbild untersagt. Denn, so wahr mir Gott helfe, eines ist doch klar! Dort, wo keine zweite Meinung ist, ist die eine, die meine, sicher. So einfach ist das. Ich sehe mich hier gerne in der Tradition von Martin Luther und ich mein da explizit nicht den Neger. Der hat die Massen ja auch gelenkt, eben weil er dem Volk aufs Maul getreten hat.
RANGL: Verstehe. Als Bundespräsident wird es Ihre Hauptaufgabe sein, die gespaltene Bevölkerung zu einen. Wie wollen Sie das anstellen?
VdB: Mit einem sozio-intelligenten Prestigeprojekt. Einer Bibliothek. Eine Bibliothek die Platz für alle hat. Größer wie die von Alexandria. Ich war damals ja selbst dabei. Das war eine Zeit. Ich sag’s Ihnen! Vor mir und meinen Kollegen war keine Schriftrolle sicher. Wir haben das Wissen förmlich inhaliert. Da haben tagelang die Köpfe geraucht. Schon vor dem Feuer.
HOFER: Ich bin da ganz ehrlich. So eine Verbrennung ist nur für die Hautevolee angedacht. Und was soll das Märchen mit der gespaltenen Bevölkerung überhaupt? Wir haben doch Zäune! Was glauben Sie wie schnell so ein elektrisch geladener Hochsicherheitszaun unsere Nation eint! Stacheldraht statt Hochverrat, deswegen bin ich hier.
RANGL: Meine Herren, ich bedanke mich für das Interview und wünsche viel Erfolg am Wahlsonntag!
VdB: Endlich. Rauchpause! Geht jemand mit ane tschicken?
HOFER: Immer gerne. Das mag ich wirklich. Ist besser wie jedes Frühstück, macht Kraft durch Freude!
(c) Text: Myndshag, Michael Nehsl
(c) Photo: Gerald Flor
(i) Das Interview ist ein satirischer Kunstgriff des Autors Michael Nehsl. Die dargelegte Inhalte wurde auf diese Art und Weise weder von Ing. Norbert Hofer noch von Univ. Prof. Dr. Alexander Van der Bellen gesagt oder auf sonstige Art und Weise angedeutet.