Nicht mein Kaffee – die geeinte Meinung

FrauimKaffee

 

Vorweg – wir leben in unsicheren Zeiten. Damit spreche ich nicht die immer größere Einkommensschere, gepaart mit den logischen gesellschaftlichen Verwerfungen an. Nicht die Arbeitsplatzunsicherheit, der Vernichtungsfeldzug gegen den Planeten, die medizinische 3-Klassengesellschaft, das ungelöste Problem der Generationsversorgung oder die wahrscheinlich schwierigste Frage: Was tun in der Zeit nach Marcel Hirscher?

Denn hierin liegt schon der Punkt. Was wird WO/WIE/WANN berichtet? Wie groß ist die inhaltliche Tiefe? Welche Aussage trifft der Journalist? Was sollen wir dem Artikel entnehmen? Der Zweck von Massenmedien liegt nicht in ausgewogener Berichterstattung, er liegt in der Unterhaltung.

Wer die Unterhaltung steuert, lenkt thematisches Denken, regelt Inhalte, bestimmt Meinung, kanalisiert Emotion und kontrolliert somit das Volk.

Zieht man dieses Herrschaftsprinzip nun klassenabhängig über alle Leitmedien des Landes (Krone, Kleine, Standard, Presse, ORF, RTL, PROSIEBENSAT1), steht am Ende das geeinte Volk. Das stand übrigens schon für den ehemaligen ORF-Generalintendanten Gerhard Zeiler fest, der im ORF einen „nationalen Identitäts- und Kulturstifter“ sah. Aufklärung, Informationsobjektivität und Pluralismus bilden dabei die Cheerleading-Einlagen. Nett anzusehen. Imagefördernd. Unbedeutend für das Spiel!

Deswegen wird Ihnen auch eine eigene Meinung zugebilligt! Grün-Weiß oder RB? Rauchen oder Nichtrauchen? Ambros oder Falco? Christen oder Muslime? Große Söhne oder kleine Töchter? Bitte empören Sie sich! Aber so richtig! Fokussieren und echauffieren Sie sich. Vergessen Sie alles um sich herum! Dann nämlich werden Sie keinen Gedanken und noch wichtiger, keine Emotion, mehr darauf verschwenden, dass Sie bei allen tatsächlich wichtigen Themen einer – gesteuerten – Meinung sind! Beispiel gefällig?

Sie wissen im Prinzip, dass die USA mit Ausnahme von Trump und Bush die Guten sind! Das sind die mit den Schoko-Bombern und der Berliner Luftbrücke! Die, die uns im Zweifel beschützen. Gut, Vietnam war nicht so toll, aber sie haben uns immerhin von den Nazis befreit.

Das haben die Russen übrigens auch getan. Nachdem sie 30 Millionen Menschen (davon ca. 10 Mio. Zivilisten) durch die NS-Feldzüge verloren haben. Nachdem WIR, als Teil der übermenschlichen Wehrmacht, plündernd, vergewaltigend und brandschatzend über, sie, die Untermenschen hergefallen waren. Klar, russische Kriegsgefangenschaft war ein vorgezogenes Todesurteil. Als Besatzungsmacht wurde alles an Infrastruktur abgebaut, abtransportiert und eingeschmolzen was irgend möglich war. Zudem hatten russische Soldaten von der Unantastbarkeit des weiblichen Geschlechts offensichtlich wenig bis gar nichts gehört. Erzählungen wie die meiner Großmutter welche von einem russischen Offizier gerettet wurde, weil dieser einen seiner Soldaten der gerade zur Vergewaltigung ansetzte, standrechtlich erschoss, hört man eher selten. Jene, dass in amerikanischen Kriegsgefangenenlager genauso geprügelt wurde – auch Luftwaffenoffiziere wie meinen Großvater – noch seltener. Briten und Franzosen verhielten sich übrigens auch nicht besser. Warum? Weils Menschen sind.

Trotzdem wissen wir aber, dass Briten, Amerikaner und Franzosen die Guten sind. Vermutlich nicht weil sie im Unterschied zu Russland, Deutschland in Schutt und Asche gebombt haben. War eben notwendig. Genauso wie die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki (im Übrigen zwei Städte die ausgewählt wurden, weil Sie durch den Krieg noch NICHT zerstört waren)!

Das mit den Bomben ist überhaupt so eine Sache. Es gibt offensichtlich gute und schlechte davon. Die guten werden über muslimischen Gebieten eingesetzt. Irak, Kuwait, Afghanistan, Libyen, Jemen, Somalia, Syrien und bald ist der Iran dran. Warum ich das weiß? Weil es das göttliche Schicksal mit jenen Völkern schlecht meint, die auf Erdöl oder Erdgas sitzen, dem Westen dieses nicht billigst und uneingeschränkt zur Verfügung stellen oder aber mit Atombomben samt ballistischen Raketen ausgestattet sind.

Gott sei Dank gibt’s ja auch die schlechte Bomben. Nämlich die, die Terroristen bei uns, in den USA oder Europa zünden. Seit 9/11, dem Beginn des „War on Terror“ gabs ca. 75 Anschläge durch muslimische Terroristen. Die Folgen? Schnelle Solidarisierung unsererseits, die „Twitter-Je-Suis-Bewegungen“ entstand um gemeinsam gegen die Fundis, die uns dramatisch gerechnet 7500 Tote (zu viel) beschert hatten, aufzustehen. So weit so (auf)richtig. Dem gegenüber steht die aktuelle Bilanz des Westens und seiner assoziierten Mitglieder (Österreich = Partnership for Peace) in muslimischen Ländern: 4.500.000 Tote! Tendenz steigend.

Conclusio: Die guten Bomben sind als jene, die für unsere Energiesicherheit sorgen.

Man kann sich nur demnach nur glücklich schätzen, dass Terrororganisationen wie ETA oder IRA nicht auf Bodenschätzen in Österreich saßen. Sonst wäre es schmutzig geworden. Letzteres gibt’s nämlich ebenfalls – schmutzige Bomben! Die offiziellen meine nicht! Nämlich Uranmunition. Dabei werden die alten Brennstäbe aus AKWs abgereichert, eingeschmolzen und als Metalllegierung für Bomben verwendet. Vorteil dabei – das Material wird bei der Explosion so heiß, dass es sich wie ein Lava-Schwert durch jedweden Widerstand (Bunker etc.) schneidet. Nachteil: Die Radioaktivität wird in Nanopartikeln freigesetzt. Sie verändert das Erbgut derer, die mit Schuttresten in Berührung kommen und sorgt für viele Generationen von behinderten Kindern. Namen der USA für dieses Phänomen: Balkan- oder Golfkriegs-Syndrom! Auf diese Weise entfällt zumindest die monetäre Entschädigung der eigenen Soldaten. Stehen nur ein paar Psychologen mehr auf der Gehaltsliste!

Selbstverständlich erfährt man davon in den Leitmedien wenig bis gar nichts. Entweder weils bewusst ausgelassen wird oder den nächtlichsten Sendeplatz, die letzte Spalte vor den Anzeigen, bekommt. Genauso schlecht für die nationale Sympathiepyramide wäre es zu erwähnen, dass es die deutsche Wiedervereinigung ohne Russland nicht gegeben hätte. Man stelle sich Armin Wolf vor, wie er, Hillary Clinton totargumentierend, vor sich hertreibt und fragt,

warum es im Gegenzug zum friedlichen Abrücken und Aufgabe russischer Militärstützpunkten und entgegen aller Vereinbarungen sehr wohl eine  NATO-Osterweiterung über die (neue) deutsche Grenze hinaus gegeben hat?

Man stelle sich vor, dass in Standard, Presse und Kronen Zeitung die Frage gestellt würde, warum es denn für Putin Sinn ergebe, genau jetzt einen Ex-Spion auf britischem Boden umzubringen? Weil Parlamentswahlen sind? Wahlen, die Putin in seiner Scheindemokratie so und so gewinnen würde!? Weil das Land im syrischen Pipeline-Krieg eingebunden ist, von wirtschaftlichen EU/US-Sanktionen gewürgt wird und das globale Image unter dem Zerfall des hauseigenen Doping-Systems leidet? Wo sind die kritischen Fragen bezüglich des verwendeten Giftes? Ein Uralt-Gift welches in Russland zwischen 1960 und 1970 zu Kriegsführungszwecken hergestellt wurde aber genauso gut in Porton bei Salisbury, wo bis heute eine mikrobiologische Forschungsanstalt des britischen Verteidigungsministeriums sitzt, hätte hergestellt werden können!? Geheimdienstmorde, gerade die des FSB, passieren diskret. In dieser Disziplin war der KGB als Vorläufer schon Weltmeister. Warum weiß die gesamte westliche Nachrichtenwelt schon 24 Stunden nach Anschlagserkenntnis, dass Russland dahintersteht? So doof, würde man meinen, kann doch nicht einmal der Russe sein! Warum werden „starke Reaktionen“ gefordert obwohl die NATO bereits mit Atomwaffen und mobilen Bataillonen an den Russlands Grenze steht? Warum gibt es keine zweite Meinung, keine zweite Betrachtungsweise? Antwort1: Gleichschaltung. Antwort2: Kriegspropaganda! Antwort3:Weil es so gewollt ist!

Weil ein, mit Russland friedvoll handelndes, Europa ein geostrategisches Risiko für die Imperialmacht USA samt den „gebrexiten“ Briten darstellt. Dazu muss man verstehen, dass die unangetastete Weltherrschaft (über Ressourcen=Wertschöpfung=Wohlstandsverteilung) noch nicht abschließend entschieden ist. Deswegen folgt nun ein kurzer Blick ins Innenleben eines Imperiums.

Exkurs: US-Weltherrschaft

Frage: „Warum muss es denn immer gleich Weltherrschaft sein?“

Antwort: „Weil, so leid es mir tut, dies das natürliche, innere Bestreben jedes Weltreichs seiner Zeit (Ming, Rom, GB etc.) war und ist!“

Imperien sind, ähnlich einem schwarzen Loch oder einer Krebszelle, nur dadurch zu erhalten, dass sie alles um sich herum aufsaugen/auffressen. Weil nur die eigene Expansion stärker ist als die inneren Zerwürfnisse! Dieses immanente Ungleichgewicht kann nur durch äußere Zuflüsse ausgeglichen werden.

Dazu sind mehrere Dinge von Nöten. Zuerst braucht man exklusiven Marktzugang um damit einhergehend Rohstoffe, Warenverkehr und Handel zu kontrollieren. Deswegeb benötigt man ein exklusives wie weltweit akzeptiertes Zahlungsmittel. Konkret – den US-(Petro)Dollar!

Am Anfang und Ende dieser Spirale steht ein schlagkräftiges Militär (samt globalem Stützpunktnetz) um Länder notfalls mit Gewalt daran zu erinnern, wer Kuchen und wer Krümel ist!

Da in jeder Machtpyramide gerade die Mittelschicht nicht wissen möchte, wo sie steht, müssen nur noch Information und Ressourcen derart gesteuert werden, dass sich jeder Vasalle (GB, GER, FR, AUT etc.) mit dem Status quo halbwegs wohlfühlen kann. Sonst droht Aufstand, dann wird’s mühsam! Die Erhaltung eines Imperiums ist nämlich brutal kostspielig! Deswegen orientieren sich die USA auch in den Südost-pazifischen-Raum. Hier leben mit Abstand die meisten Menschen. Hier entsteht der dominierende Wohlstandsraum des 21. Jahrhunderts. Diesen Abschnitt der Erde gilt es zu normen, zu kontrollieren. Denn hier entscheidet sich das Schicksal des US-Imperiums. Leider gilt ebenfalls: Hier steht China!

Ein echter Bastard, weil realer Herausforderer! Genauso schmutzig. Genauso dreckig (nicht nur in Sachen Umweltschutz). Genauso skrupellos. Nach innen und außen. Dieses China arbeitet nun daran, die Vormachtstellung der USA aufzuheben. Es bedient sich dabei der exakt selben Mittel. Eines davon: Aufbau von exklusiven Rohstoff- (Afrika) und Absatzmärkten (Eurasien, USA) Kontrolle von Handelsrouten! Dafür Forcierung des notwendigen Ausbaus der eigenen Militärpräsenz in Asien/Afrika sowie Schaffung eines alternatives Zahlungsmittel für Öl/Gas. Ein führendes Projekt dazu: „Neue Seidenstraße“. Heißt, eine geschützte Handelsroute durch Eurasien samt Infrastruktur. Damit baut China seine Selbständigkeit wie Macht massiv aus. Sein strategischer Partner dabei: Russland. Exkurs Ende!

Denn hier fügen sich die Puzzelteile neu zusammen! Wollte man China nun in seinen globalen Bestrebungen eindämmen, tut man dies am besten, in dem man seine Feinde (Japan, Südkorea, Taiwan) stärkt und Freunde (Russland) schwächt. Nun sind sich die Russen und Chinesen lange nicht so grün wie dies gerne vermittelt wird, doch einen sie Geschichte, Diktatoren und – vor allem – ein schier übermächtiger Feind. Einen Feind, den man nur gemeinsam Paroli bieten kann. Ein Feind, der sich seiner Rolle bewusst ist und dessen Strategie genau deswegen die Schwächung von Russlands strategischen Positionen und Wirtschaft ist. Ein Spiel, das dank der NATO-Osterweiterung, Raketenschild und gut getarnter militärischer Ablenkungs- wie medialer Propagandamanöver (siehe „russische U-Boote“ vor Schweden etc.) sehr einfach geworden ist.

Dieses „Spiel“, hierzulande gerne als Verschwörungstheorie bezeichnet, nennt sich übrigens Geostrategie. In GB und den USA übrigens ein normales Unterrichtsfach. Wenngleich hauptsächlich an Elite-Universitäten zu finden! Dabei lernt man in großen Macht- und Systemzusammenhängen zu denken. Verfeinert wird diese Studienrichtung für künftige Militärs, Politikberater, Rüstungs-, Medienmanager und Think-Tank-Experten mit lustige Kleinigkeiten wie Methodiken des Staatsterrorismus. Selbst wenn letztere wohl aus einem Fächerbündel Marke „West Point“ resultiert.

Was uns zurück zur einheitlichen Berichterstattung bringt. Denn eines muss klar sein – die Aufgabe von Medien liegt großteils in der Kriegsvorbereitung! Sie bereiten uns mit einheitlichen Feindbildern auf den einzig möchten Ausweg vor – die Konfrontation! Denn damit verdient man Geld, deswegen haben Rüstungskonzerne (zB Dassault in Frankreich) ganze Medienhäuser gekauft. Deswegen funktioniert der militärisch-industrielle Komplex!

Nachdem Sie nun all dies wissen, liegt es nämlich an Ihnen, werter Leser ihre Empörung oder Nichtempörung beim nächsten medialen Einheitsbrei zu hinterfragen. Fragen Sie sich, warum sie wissen dass der Neymar-PSG-Transfer 220 Millionen gekostet hat, nicht aber dass Trumps Tochter Ivanka anläßlich ihres Geburtstages einen 100 Millionenscheck vom Saudischen Prinz erhalten hat? Fragen Sie sich, warum Friedensnobelpreisträger Barack Obama in seiner Amtszeit sieben Länder bombardiert, den Drohnenkrieg (tausende zivile Opfer) forciert, sowie Folter und Entführungen weltweit (auch Deutschland) autorisiert hat! Fragen Sie sich, warum der wahrscheinlich größte Bürgerrechtler der jüngsten Vergangenheit, nämlich Edward Snowden (dank ihm erfuhren wir, dass die USA nicht nur ihre Leute sondern auch uns abhören) nicht begnadigt wurde!? Hätte Nelson Mandela auch so reagiert? Fragen Sie sich, warum Snowden nur in Russland Asyl bekam, und in keinem neutralen Staat wie Österreich oder Schweiz? Fragen Sie sich, wie es sein kann, dass die (eigentlich unantastbare) Diplomatenmaschine des bolivianischen Präsidenten Morales in Wien de facto zur Landung gezwungen wurde und erst weiterfliegen konnte, nachdem klar war, dass Edward Snowden, nicht in der Maschine saß!

Ein Gedankenexperiment dazu, in dem wir mal die Perspektive wechseln! Folgendes Szenario! Ein Kobra-Kommando stürmt die Wiener US-Botschaft und gibt als Grund an, dass man nach dem Verbrecher XY fahnden müsse! Passierte das, möchten Sie weder in der Haut der Kobra-Beamten stecken noch überhaupt in Österreich zugange sein.

Fragen Sie sich also, warum es in Sport- und Boulevard von Analysen und unterschiedlichsten Meinungen nur so wimmelt, wohingegen in GB ein Vorfall passiert ist, der ausschließlich den USA und GB nützt?! Ein Vorfall, der wiederum ebenfalls einzig und alleine Russland schadet?! Stellen Sie sich neben dem Schlürfen ihres morgendlichen Kaffees immer die Frage: Wer profitiert von einem Ereignis? Wer verliert dabei?!

Am Allerwichtigsten aber – machen Sie sich keinerlei Sorgen um Marcel Hirschers Karriereende. Dazu werden wir noch Vielfältigstes zu hören bekommen! Nur bitte, schreien Sie laut auf, wenn die Essenz vereinter Berichterstattung zu komplexen Themen lautet: Dazu gibt’s nur eine Meinung!

 

 

 

(C) Text: Michael Nehsl
(c) Foto: Gerald Flor

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