Rund 38.000 Besucher auf der BUCH WIEN, dazu ein Besuch in Saudi-Arabien und etwas Unterhaltung zum Glücklichsein – mein Fazit zur größten Buchmesse Österreichs.
Letzte Woche war es soweit! Die Buch Wien öffnete ihre Pforten und als inoffizieller Autorenvertreter der Großgemeinde Straden war es meine reformorientierte Pflicht besagte Pforten zu passieren. Weil solche Ereignisse stets kräfteraubend Natur sind, beschloss ich mich vormittags noch am Kutschkermarkt zu stärken. Märkte in Großstädten sind ja bekanntlich das gute Gewissen urbaner „Geiz-ist-Geil-Mentalität“ und so schlenderte ich auf der Suche nach Nahrhaftem durch die Kutschkergasse. Kartoffel links, Käse rechts, Raclette-Geruch in der Luft, Wien lag mir zu Füßen.
Genauer gesagt, Wien-Umgebung in Form eines ca 60jährigen Standlers! Der hatte sich nämlich ohne Vorwarnung, im Saving-Private-Ryan-Style die umherfliegenden Füße feindlicher Passanten negierend, vor meine Schuhe geworfen. Hatte mich blockiert, mich gestellt, um zu verrichten was schon sein Vater ihn gelehrt hatte – zu putzen! Mit Schwamm und Univeral-Leder-Balasam aus Eigenproduktion bewaffnet, machte er sich über meinen Schuhwerk her. Dabei ignorierte er sowohl den ihn umgebenden, marktschlachtarigen Trubel, genauso wie mein Beteuerungen, ihm für seine Mühen zwar dankbar zu sein aber den Kauf des Bienenwachsbalsams aus tiefster Seele abzulehnen. Der geneigte Leser (nicht Leserin, heut‘ ist Männertag) erkennt sofort, dass ich von Bienenwachs spreche. Was daher rührt, dass sich der Standler aus Wien-Umgebung nicht lange von meiner Argumentation (von wegen teuer …) aufhalten ließ, zwei Einheiten Univeralsbalsam mit Bienenwachs in meine Umhängetasche stopfte und meinen Einwand „ähm, so das geht aber nicht“ mit der Zugabe von zwei (gratis) Putzschwämmen beantwortete.
>19,90 macht das, mehr krigns in Saudi-Arabien ah net<, waren seine letzten Worte bevor er die Hand ausstreckte und mir deutete, dass es nun an der Zeit wäre, meinen Einkauf ordnungsgemäß zu bezahlen. Ich musterte ihn noch einige Sekunden, erkannte dass er keine Kompromisse (im Sinne der Warenrücknahme) eingehen würde und bezahlte schließlich. Man muss eben nicht einmal „A sagen, um B zu kaufen“ – das gilt für Wien und Saudi Arabien gleichermaßen.
Gegen jedweden Schmutz bewaffent ging es also auf Österreichs größte Buchmesse. Vorweg möchte ich gleichmal ins Feld führen, dass es meine erste „große“ Buchmesse war, mich die Atmosphäre demnach mehr beeindruckte als alte Hasen und Hasen generell. Als Messebesucher war es vor allen Dingen das Kultur- und Unterhaltungsprogramm (Ö1-Live-Sendung, FM4-Podiumsdiskussion, etc.) das mich überzeugte. Das war nicht bieder, steif oder literarisch abgehoben ( Autoren die vor lauter Selbstverliebtheit schwitzen, die niemand freiwillig liest und die trotzdem als gesellschaftliche Großdenker firmieren)! Ganz im Gegenteil, es war publikumsnah unterhaltend! Letzteres war für mich auch ein Trend, der von vielen Verlagen verschlafen wurde.
Fazit: Nur Bücher auszustellen – reicht nicht!
Stände ohne Betreuung, ohne Kommunikation, ohne spezielles Kundenangebot wurden vom Besuchern mehr oder weniger negiert. Dabei wäre es gar nicht so eine Frage des Geldes, respektive der Standgröße. Ein kleiner, hier namentlich nicht erwähnter, Verlag zum Beispiel, filmte live Autorenportraits für die Verlagswebseite. Da Menschen dem Glanz versprechenden Licht von Kameras folgen wie Maden dem Speck, bildete sich sehr schnell eine Traube um den kleinen Verlagsstand. Als die Interviewerin das so gewonnene Publikum dann noch aufforderte, Fragen zu stellen, hatte man sämtliche Besucher von umliegenden (finanzkräftigeren) Verlagen abgezogen. Gute Idee-kleiner Einsatz-große Wirkung! Unterhaltung, Show und Medienmix ist Trumpf. Rampenlicht ist, wo man Scheinwerfer selbst inszeniert – der Rest kommt von alleine! Es wird zwar noch eine Weile dauern bis sich das durchgesprochen hat aber in der Zwischenzeit würde es nicht schaden, von Branchen wie der Unterhaltungselektronik etc zu lernen. Die sind jünger als der Buchhandel, in Sachen Kreativität und Kundennähe aber um Lichtjahre voraus!
Best Practice, zumindest in Sachen Auftritt war übrigens Saudi-Arabien. Wenngleich die Herren keine Fotos erlaubten und 50 % der angebotenen Bücher die Geschichte des Herrscherhauses Saud widerspiegelte (die anderen 50 % waren dem Islam gewidmet) – ihr Auftritt war weltklasse. Deren Stand erinnerte weniger an eine biedere Messe, denn an ein Wunderland a la 1001 Nacht. Zugegeben, beinahe grenzenlose finanzielle Mittel erleichtern ein solches Unterfangen, den Grundgedanke aber – „Show & Unterhaltung“ – haben sie besser verstanden als einheimische Größen. Entweder ganz oder gar nicht, Wien muss Saudi Arabien werden! -Zumindest wenns um publikumswirksame Auftritte auf Buchmessen geht.
Am Ende dieses langen Tages, der bewies, dass Saudi-Arabien von Marktgewohneheiten bis zur Messe als Vorbild dient, noch dieses Photo. Es zeigt einen älteren Herrn, der einen Stofftierbären erstanden hatte. Schon während wir gemeinsam auf die Straßenbahn warteten, kümmerte er sich mit soviel Inbrunst und Selbstverständlichkeit um den Sitzplatz seines Bären, dass ich nicht umhin kam ihn anzusprechen. In einer Stadt, in der man abends lieber in den Boden starrt um niemanden zu provozieren, blickte er mich freundlich lächelnd an und erklärte, dass seine Enkelin Geburtstag hätte, er sie das erste Mal seit Jahren sehen würde, und er nur hoffe, dass ihr der Bär gefallen würde. Dass sie glücklich wäre! Denn darum ging es ja schließlich im Leben – ums Glücklichsein. Er gestattete das (unscharfe) Photo zu schießen, wünschte mir alles Gute und verließ mein Leben mit einer einfachen und universellen Botschaft. „Glücklichsein rulezzzz“ – ob in Wien oder Saudi Arabien.
Herzlichst
Ihr/Dein
Michael Nehsl
Der fällt mir auch schon negativ auf. Die Ware ist zwar ihr Geld wert, sonst hätte ich sie ihm nie abgekauft und meine zweite Hälfte auch nicht. Gestern hat er mich ordentlich reingelegt. Die Ware hält ewig und ich habe noch mehr als genug. Worauf er mir erzählte, das Produkt werde eingestellt. Da ich keinen Computer hatte und mit der Ware selber einverstanden bin, kaufte ich welche. Heute komme ich an einen und recherchiere, der hat mich sicher angelogen. Er packt auch Leute am Ärmel und ist auch schon mit dem Schmäh gekommen wie von Herrn Nehsl geschildert. Nur drückte ich ihm damals die Ware wieder in die Hand und ging. Beschwerden beim Konsumentenschutz nützen anscheinend nichts. Einzige Möglichkeit: Auf der Seite Richtung Gürtel bei den Auslagen gehen. Die Creme kaufe ich mir im Internet oder im Handel. Warum die Währinger Behörden zuschauen, ist mir unklar.