Liebe Schafe und Schafinnen,
dieser Tage ist oft von einem Riss, einem kratergleichen Erdloch die Rede, wenn es darum geht zu beschreiben, wie verhärtet die Asylfronten sind. Und dieser Schauplatz ist bei weitem nicht der einzige Brandherd. EU, Pensionen, Altenfürsorge, Verwaltungs- und Strukturreformen – das Dilemma ist ein Krake mit vielen Armen.
Das einzige was man daher mit Bestimmtheit sagen kann – sie werden nicht weniger, die Probleme! „Dann lösen wir sie halt“ – sollte man meinen. Allein die Übung fehlt. Dazu muss man wissen, wir, und damit alle Jahrgänge ab 1970 sind die vorerst letzte Welle einer All-Inclusive-Generation. Eine Generation deren vordergründigstes Problem darin bestand, es monetär noch besser zu haben als die eigenen Eltern. Eine Generation, die Politik zu Gunsten eines Wohlstandsversprechens ausgelagerte. Eine Generation die keine Übung im Lösen gesellschaftlicher Krisen hat, weil sie Verantwortung nie lernen musste. Beweise? Die Polarisierung der Mittelschicht, die Akzeptanz von Populismus als Problemlösungsstrategie – Feindbilder, die Spiegelbilder ersetzen.
Was also tun um nicht Opfer einer selbstgemachten gesellschaftlichen Evolution zu werden?
Dazu sieht die Natur des Menschen sowohl die Anpassung (ein Prozess, der übrigens immer nach vorne und nie zurück gerichtet ist) als auch das Minimierungsprinzip vor. Bedeutet, die Anpassung an neue Gegebenheiten (Emigration, Umwelt etc.) setzt einerseits eine gewisse Alternativlosigkeit voraus, und wird andererseits mit dem geringstmöglichen Mitteleinsatz betrieben. Letzteres beweisen Zeltstädte eindrucksvoll. Gerade die Anpassung aber bereitet die größten Schwierigkeiten. Im Zweifel lamentiert der geübte Ösi nämlich lieber über die göttliche Ungerechtigkeit eines vorausgesagten Zunamis als ein paar Meilen aufs Meer zu fahren wo die Todeswelle nur ein Wellchen ist. Erst wenn die Welle immer und immer wieder über ihn hineinbricht, ist er geneigt, einen Strategiewechsel, eine Anpassung vorzunehmen. Weil er Übung bekommt. Und das ist der Kern.
Wir, die wir dieses schöne Stück Erde besiedeln, müssen im Lösen von gesellschaftlichen Konflikten wieder Übung bekommen. Frieden ist demokratiepolitisch gesehen, Produkt einer verantwortungsvollen Gesellschaft. Verantwortung bedeutet „aktives Zutun“ JEDES Einzellnen. Bedeutet, Meinung nicht nur zu konsumieren sonder sich eine solche zu erarbeiten, sie aktiv zu vertreten, heißt schlicht und ergreifend seine Comfortzone zu verlassen, aufzustehen und Haltung zu zeigen. Immer.
Wer es demnach dabei beläßt, sich über die Mobilisierungskraft rechten Gedankenguts zu wundern, sich darauf verlässt, dass schon irgendwie alles gut ausgeht, wird selbst schneller zum Fremden werden als H.C Strache „Abschiebung“ rufen kann. Sie nervt Pegida & Co? Wann waren sie das letzte Mal auf einer Gegegendemo, haben gezeigt, dass Sie für ein anderes, ein aufgeklärtes, ein besseres Österreich stehen? Oder haben Sie es wie ich gemacht? Sind zuhause gesessen, haben den Kopf geschüttelt, sich kurz gefragt wohin das führen soll und dann auf Sky-Sport geschalten?
Das Böse triumphiert allein dadurch, dass gute Menschen nichts unternehmen – Edmund Burke
DESHALB wird es am Ende des Tages schlichtweg nicht genügen (nur) keine Mauern zu bauen. Wir, SIE, DU, jeder Einzellne wird Verantwortung übernehmen müssen und seinen Beitrag dazu leisten, diese physischen vor allem aber psychischen Barrieren abzureißen. Denn dort wo Mauern sind, versiegt die Kommunikation, ersetzt das Vorurteil die Information, erwächst aus Misstrauen Angst, endet Wut in Hass, in Tod.
DAS GUTE, LIEBE SCHAFE UND SCHAFINNEN – NOCH ABER, LIEGT DAS ALLES IN UNSEREN HÄNDEN! HALLELUJAH!
Ihr/Dein
Prälat Mauritz Rangl
Neueste Kommentare