Kürzlich habe ich meinen Gottespalast verlassen! Wollte mich vergewissern, dass der Grazer Dom auch weiterhin nicht mit meiner Gebetsmühle mithalten kann. Vorab – wir müssen uns nicht sorgen – Straden hat nach dem Vatikan weiter die schönsten Kirchen. Nachdem das geklärt war, bin ich also schnurstracks ins Flann O’Brian, dem Irish Pub meines Vertrauens. Hab das Projekt „Heiliger Geist“ in Anlehnung an die Mönchstradition mit einem Kilkenny gestartet und wollte den Geist der Drei-Pintigkeit in Ale-Form würdigen…..bis die Niederösterreicher eintrafen.
Eine Poltergruppe, gut 20 Mann stark, die wiederum locker für 70 trinken konnten. Lederhosen find‘ ich im urbanen Raum modisch zwar nicht gerade passend, aber wem’s gefällt – soll meinen Segen haben. Auch ein bisschen Herumgrollen, oder sich drei mal vom Barpersonal bitten zu lassen bis man den eigenen Ghettoplaster endlich ausstellt……kann im Partymodus toleriert werden. Ärgerlich wurde es erst, als Teile der (Dorfkampftrinker)Truppe meinten, andere Gäste mit deren politischen „Und-die-Erde-ist-doch-eine-Scheibe-Weltanschauung“ missionieren zu müssen. Mitten im Irish Pub! Mitten in Graz! Ein Ort der Begegnung! Ein Ort, wo Fremde aller Farben und Nationen bei einem Bier Gemeinsamkeiten entdecken. Ein Ort, heilig in seinem Kosmopolitismus. Ein Ort, der nur ein natürliches Verbot kennt – die Herabwürdigung der Menschlichkeit (so lange es nicht um Fußballrivalität geht).
Damit ihr euch nun ein Bild machen könnt, folgt nun ein Gesprächsauszug zwischen einem geistigen „Lederhosenhammel“ (Tracht, rasiertes Köpfchen, Flintzerl, 3-Tage-Bart, knappe 30, ca. 1,7 Promille,) und einem steirischen Patrioten (ca 50 Jahre, schwarzes Haar, zu viel Gel, Übergewicht mit engem Polo herausgestrichen, Rolex-Imitat, 80iger-möchtegern-DonJohnson-Style, ca. 2 Promille), im Folgenden – DonStyria – genannt.
DonStyria: Ma‘, ihr trauts euch wenigstens no, eich wie unsrige onzuziehn! Wort’s auf da Demo?
Lederhosenhammel: Na, wia sind aus Niedaöstarreich. A klana Ort, 1.600 Einwohner, den kennens nit!
DonStyria: Eh bessa, unsre do, sollt ma soweso wegsperrn.
Lederhosenhammel: Ah wengem Demonstrieren?!
DonStyria: Wos sonst?
Lederhosenhammel: Bei uns gibts so an Blödsinn nit, 1.600 sima, und demonstriert hot no nie jem. Oba is jo nix neies, Graz demonstriert si irgendwonn sölbst weg.
DonStyria: Genau. Donn komman no mehr Jugos von STYRIEN auffa als eh scho sind.
Lederhosenhammel: Ah, die Flüchtlige aus Syrien manst. Also, i bin jo wirklich, ka Rechter oda so – oba ans sog i da scho: Die Kamöltreiba solln bleibn wo’s sand.
DonStyria: Und wos glabst, wos do Terroristen dabei sind. Am besten war, glei a Bombn werfn!
Lederhosenhammel: Ja, oba bei die vüln Gutmenschen konnst des vergessen. Nit amol die Grenz‘ wollns schließlen. Abo ans sag i da. Am Ende wird nur a Maua hölfen. Da, da, da wie haast a schnöll……da ungarische König……
DonStyria: ORIBAN!
Lederhosenhammel: Genau, der ORIBAN! Der hots als anziga richtig gmocht. Versteht ja sonst niemand, doss uns die gonzen Moslems übarennen wolln. Und die scheiß EU stöllt ihn a no als Nazi do! A Sauarei!
DonSytria: Ja, des is sowieso nur a Verschwörung mit die Nazi! Wennst im Intanet a bissal schaust, findest ziemlich schnöll haraus, doss es kana Gaskomman geb’n hot. Des hobn die Amis ols’m Hitla ong’hängt.
Lederhosenhammel: Oba des darfst ja nit laut sogn. Die Wohrheit wüll kana hern.
DonStyria: Eh, oba dos Schlimmste ist -die wenden si alle gegen uns, gegen dos eigene Volk.
Lederhosenhammel: Die Politika manst?
DonStyria: Na, von die Politika red‘ i gor nit. Die olle (zeigt dabei im Lokal um sich, Anm. des Autors)! Weil sie wissen, doss wia recht hobn. Doss ma stärker sind. Deswegen wolln’s uns mundtot mochn. Brauchst da nur den ORF onschaun! Do hörst nix von den Vergewoltigungen die die Flüchtlinge, mit unsre ständig mochen. Von die tausndn Im….am…, na von die Terrorpfaffn, die jetzt in die Moscheen kumman. Wos glabst wohin des führt? Wir san im Krieg!
Lederhosenhammel: Jo, oba genau deswegen miassn jo mir, die Demokratie vateidign. Monche musst holt wegtun, wegsperrn, was a imma mochen. Die sind a Gefohr für uns olle. Hobn die Orbeitsloger schon a Sinn ghobt, friha, sog i da!
DonStyria: Eh, wenns olle gegen uns sind, miass ma holt mehr tun. Da geht’s ums Übaleben. Do werm uns schon wehrn. Do werma kämpfn.
Das war übrigens der Zeitpunkt, an dem ich mich zwar in die Konversation einschalten wollte, ob meiner Fassunglosigkeit nicht konnte. Außerdem hatte ich wohl derart oft meinen Kopf geschüttelt, dass ich so oder so keinen verbalen Zugriff auf die beiden bekommen hätte.
Neben dem Umstand also, dass dieser Diaolog (Schlagworte und Context real, Satzbau und Dialekt meinerseits rekonstruiert und zusammengesetzt) so gefallen ist, ist eine Tatsache doch am erscheckensten:
DIE VERSCHWÖRUNGSÜBERZEUGUNG!
Darin liegt die wahrscheinlich größte Gefahr. Ist unser gesellschaftliches Verhalten in der Regel doch nur Konsequenz/Reaktion von/auf Umwelteinflüsse/n. Damit reicht die Gruppenüberzeugung „Opfer einer Verschwörung“ zu sein vollkommen aus, um jedewede Gegenmittel zu rechtfertigen. Womit es gegen selbsterannte nationale Märtyrer folgerichtig nur ein Mittel gibt: AUFKLÄRUNG! Eine Aufklärung, die primär das Verständnis von Ängsten (gerade weil sie so irrational sind) voraussetzt. Aufklärung, die im kleinen Rahmen unser aller Aufgabe ist.
In diesem Sinne praktiziert weiterhin viel, und möglichst oft Nächstenliebe und vergesst dabei die Aufklärung nicht.
Mit einem Hallelujah grüßt
DEIN/EUER
Prälat Mauritz Rangl
Neueste Kommentare